Zum Hauptinhalt springen

Zwei Landwirte digitalisieren ihr Düngesystem!

Gemeinsam sind sie smart. Zwei Landwirte in Baden Württemberg digitalisieren ihr Düngesystem.

Während nicht wenige Landwirte noch abwarten, gibt es ganz unscheinbar die andere Gruppe. Solche Bauern steuern zwar mit Bedacht, aber doch sehr konsequent in Richtung digital gestützter Systeme bei der Feldbewirtschaftung. Ein gutes Beispiel dafür findet man in der Region Gerstetten, südwestlich von Heidenheim an der Brenz. Die beiden Höfe von Manfred Hoffie in Gussenstadt und Tobias Eberhardt in Herbrechtingen verändern ihr Düngesystem in Richtung Smart Farming. Mit gemeinsam ungefähr 250 ha Ackerfläche bewirtschaften die Landwirte nicht unbedingt Großbetriebe. Trotzdem scheint der Weg in die Digitalisierung für beide das Gebot der Stunde. Als bewährte Vorstände des hiesigen Maschinenringes in Ulm/Heidenheim, ist beiden Landwirten eine überbetriebliche Zusammenarbeit nicht fremd. Hilfreich war deshalb die Einbindung in ein staatlich gefördertes und  regionales Programm unter der Schirmherrschaft der Universität Hohenheim. 

„Aber dies bezüglich Smart Farming Konzepten zu organisieren, war doch etwas Neues“

Manfred Hoffie

Hilfreich ist die regionale Betreuung durch wissenschaftliche Berater und Lieferanten

„Ganz korrekt ausgedrückt, geht es ja nur um eine gezieltere Mineraldüngung“ meint Tobias Eberhardt. „Aber was so einfach klingt, braucht doch eine gewisse Disziplin“ schiebt er nach. Disziplin bzw. eine gewisse Systematik bereits vor dem Einsatz auf dem Feld, ist ein wichtiges Kriterium. „Smart Farming bedeutet auch, dass man Maßnahmen welche man auf dem Acker durchführen will, als einen ‚Auftrag‘ für Fahrer und Maschine begreift. Mit einfach drauf los wird das nichts“, erklärt Manfred Hoffie.

Für die Auftragserstellung arbeiten die Landwirte in einem getrennten NEXT Farming Live Account. Dort können sie auf Basis der integrierten Schlagkartei die notwendige Ausbring-Datei erstellen und sie drahtlos über das NEXT Machine Management (NMM) übermitteln.. Diese beinhaltet dann so wichtige Parameter  wie zum Beispiel den Schlag, die Maschinen- oder  Fahrerdaten, sowie  weitere wichtige Applikations-Vorgaben. Ein zentrales Thema dabei ist natürlich die möglichst genaue Ausbringung der Düngermengen auf den Flächen. „Je   unterschiedlicher die Verhältnisse auf den Feldern, desto effektiver wirken die Applikationskarten im Einsatz. Unsere Schläge sind zu etwa 50% inhomogen. Dort zahlt sich solch ein System sicher aus“ sind sich beide einig.

Mindestens genauso wichtig aber ist mittlerweile das exakte Protokollieren des Einsatzes. Die Aufzeichnungen der Maschinen übernimmt die Software nach Bestätigung durch den Fahrer online, wenn gewünscht. Dadurch ist die neue 2-Tages-Frist für die Dokumentation sehr praktikabel gelöst. In diesem Zusammenhang ist der Einsatz mobiler APPs natürlich sehr logisch und hilfreich. Alle Datentransfers zwischen Büro und Maschinenterminals laufen online über das NEXT-MM. Damit ist sichergestellt, dass die Daten auch von verschiedenen Quellen miteinander gut  verträglich sind und die Kommunikation ohne weitere Probleme funktioniert. „Wir wollen grundsätzlich unabhängig von zukünftigen Maschinenanschaffungen das System in allen Kombinationen nutzen können“, sagt Manfred Hoffie. Und dann weiter: „Deshalb brauchen wir weitgehend solch herstellerunabhängige  Lösungen. Gerade auch im Hinblick auf den überbetrieblichen Einsatz“.

Greenseeker plus Satellitenkarten optimieren zukünftig den Einsatz

Das gesamte System wird in Zukunft durch einen Pflanzenscanner ergänzt. Dieser „Greenseeker“ macht eine exakte  Momentaufnahme bezüglich der GPS-genauen Stickstoffsättigung im Bestand Die ermittelten Werte werden ohne Zeitverzug gleich mit der satellitengestützten Applikationskarte abgeglichen. Somit werden enorm viele Langzeitwerte der Satelliten mit ganz aktuellen Daten des Sensors verschnitten. Dieses Kombisystem, auch als „Map-Overlay“ be-zeichnet, erhöht den Effekt bei der Zonenbewirtschaftung. Das bestätigen Versuche an Instituten. Fördergelder des Landes machen den Einsatz solcher Profi-Systeme auch bei weniger Auslastung schnell rentabel. „Wer weiß wie lange die Förderung noch anhält“ sagt Tobias Eberhardt. „Deshalb haben wir nicht gewartet. Gebraucht werden solche Systeme zukünftig so oder so“. Der abwechselnde Einsatz auf  beiden Höfen und an verschiedenen Maschinen scheint praktikabel. Wenn man beide Praktiker hört, klingt es irgendwie versöhnlich. Der verdeckte Disput zwischen Modernisierung und vermeintlichem Kontrollverlust, welcher manches Mal in anderen Diskussionen auf zu kommen scheint, ist im Gespräch nicht spürbar. Vielmehr haben sich die beiden Höfe mit der Zukunft arrangiert und erleben mittlerweile ganz nahe, welche Vorzüge die Digitalisierung auch mit sich bringen kann. Einfachere Dokumentation und gleichzeitig Optimierung der Erträge trotz Dünge-Verordnung. Das ist es wert.

Zukünftige Obergrenzen je Schlag und die 2-Tage Dokumentation erfordern geänderte Systeme

Der eigene Mähdrescher erzeugt beim Dreschen Ertragskarten. Diese werden nach der Ernte mit den Ausbringkarten verglichen. Manfred Hoffie hofft, dass dann auch optisch gut ersichtlich wird, wie unsere Applikationskarten mit den Ernteerträgen korrespondieren. Sollte dies unseren Erwartungen entsprechen, werden wir das System sicher noch intensivieren. Die ein oder andere Idee haben wir noch“.